KINDERZENTRUM PELZERHAKEN
Fachklinik zur Entwicklungsförderung und Rehabilitation
Zum Leuchtturm 4
Wir berichten über Tom, der sich vom 28.06. – 14.07.2005 in unserer stationären Behandlung befand.
Begleitend konnten wir die Mutter über die Gesamtdauer des Aufenthaltes mit aufnehmen.
Diagnose:
Schwere, neurologische Entwicklungsstörung bei Zustand nach subduralen Blutungen beidseits
mit Retinablutung im 4. Lebensmonat, syntomatische Epilepsie, linksbetonte spastische Bewegungsstörung,
hochgradige Sehbehinderung, Mikrocephalie.
Seit dem letztem Aufenthalt in unserem Hause, keine ernsthaften interkurrenten Erkrankungen,
keine Anfallsrezidive, keine operativen Eingriffe. In Bezug auf die spastische Bewegungsstörung wurde eine
BOTOX-Injektionstherapie eingeleitet.
Die Injektionen erfolgen in den Gastrocnemius beidseits sowie in den Adduktoren links.
Seit März 2004 besucht Tom den Sonderkindergarten in Neukloster.
Frühfördermaßnahmen dort mit Physiotherapie 3x pro Woche, Ergotherapie 2x pro Woche, Logopädie 1x pro Woche,
sehpädagogische Förderung täglich sowie Bewegungsübungen im Wasser alle 14 Tage.
Tom kann alles Essen, er greift mit der rechten Hand Wurst und Kekse, beißt ab und kaut.
Löffel und Gabel kann er nicht fest halten, nimmt sie zwar in die Hand aber spielt damit.
Windeln sind noch Tag und Nacht erforderlich. Tom zeigt eine Tendenz zur Vertikalisierung, möchte laufen.
Die stationäre Aufnahme bei uns erfolgt zur Therapieintensivierung.
Untersuchungsbefund
4 4/12 Jahre alter Junge in stabilem AZ. Unauffällige Kopfform, Körpergewicht 16,9 Kg, Kopfumfang 48,5 cm
Trockenes Ekzem im Sinne einer Neurodermitis im Bereich der Kniekehlen und Ellenbeugen beidseits sowie auch im Handgelenkt links.
Motoskopisch-neurologische Untersuchung:
In der Untersuchungssituation ist ein Kontakt zu Tom herstellbar. Er lacht, reagiert auf die Klangtrommel.
Der Tonus im Rumpf ist herabgesetzt, bei Aktivität Tonuszunahme im Bereich der Extremitäten linksbetont.
In Rückenlage symmetrische Kopf-Rumpf-Achse, tendenzielle Gewichtsbelastung vermehrt linksseitig.
Über rechts dreht Tom in die Bauchlage, befreit den linken Arm unter dem Thorax hervor, erreicht dann den Unterarmstütz.
Im weiteren zieht er dann das rechte Bein an und schiebt sich dann in einen modifizierten Fersensitz.
Dabei ist das linke Bein abduziert, der Fuß außenrotiert, das rechte Bein mehr unter dem Gesäß platziert und der Fuß innenrotiert.
Stationärer Verlauf, Therapie und Förderung:
Der stationäre Aufenthalt gestaltete sich insgesamt problemlos. Interkurrente Erkrankungen traten im Verlauf
des Aufenthaltes nicht auf.
Die bestehende antikonvulsive Medikation mit Valproat (Ergenyl 150 mg morgen und abends 1 Tablette) setzten wir
unverändert fort. Über die Therapiepflege wurde die Mutter beraten im Bezug auf die Esssituation.
Benutzt wurde Kleinkinderbesteck mit verdickten Holzgriffen.
Schwerpunkte in der Ergotherapie:
Bestand in der Verbesserung der Eigenaktivität in allen lebenspraktischen Bereichen, Intergration der linken Körperseite.
Zusätzlich nahm Tom teil an einer Psychomotorikgruppe, die im Konzept der sensorischen Integration arbeitete.
Im gleichen Konzept wurde auch in der Einzelsituation therapiert.
Im Vergleich zu den Voraufenthalten ist Tom weniger irritabel, und lässt sich besser passiv führen.
Er setzt Protest gezielt ein. Wenn ihn etwas interessiert, kann er sich gut insbesondere auf propriozeptive und
vestibuläre Angebote einlassen.
Schwerpunkte in der Physiotherapie:
Tom nahm teil an Bewegungsübungen im Wasser. In der Einzelbehandlung wurde im Vojtakonzept gearbeitet.
Zusätzlich wurden Hilfsmittel erprobt zur Unterstützung der Vertikalisierung, der Anbahnung des Gehens.
Wir entschlossen uns zur Verordnung einer Gehhilfe. (Miniwalker)
Zusätzlich erfolgte eine Sozialberatung:
Ein Behindertenausweis über 100% mit den Merkzeichen BL, H, B, G, aG, RF liegt vor. Pflegestufe III ist gewährt.
Zusammenfassung:
Tom befand sich jetzt zum 4. mal in unserer stationären Behandlung. Es besteht eine schwere neurologische Entwicklungsstörung.
Im Vergleich zum Voraufenthalt sind kleine Fortschritte in der Motorik, aber auch in der Selbstständigkeit zu beobachten.
Ziele des Aufenthaltes bestanden insbesondere darin, die Vertikalisierung ggf. durch adäquate Hilfsmittel zu unterstützen.
Diagnostische und therapeutische Maßnahmen während des Aufenthaltes sind oben ausführlich dargestellt, ebenso die unsererseits
jetzt neu verordneten Hilfsmittel (Rehabuggy sowie Gehhilfe „Miniwalker“).
Tom wird weiterhin den Kindergarten in Neukloster besuchen sowie später in die Landesschule für Blinde und Sehbehinderte
in Neukloster gehen.
Wir sind gerne bereit, die weitere Entwicklung von Tom zu begleiten, je nach Fragestellung sind im Verlauf auch erneute
stationäre Aufenthalte denkbar.
Der Kinderarzt